Revolution für den Konsortialkreditmarkt

18.03.2019 95 mal gelesen Lesezeit: 6 Minuten

Der Mehrwert dieses Artikels für Sie im Überblick: Lernen Sie die revolutionären Möglichkeiten der Distributed-Ledger-Technologie für den Kreditmarkt kennen und erfahren Sie, wie sie effizientere und transparentere Kreditprozesse ermöglicht. Untermauert wird dies durch ein spannendes Interview mit dem stellvertretenden CEO von Finastra, einem führenden Finanzsoftwarehersteller.

Interview mit Simon Paris, stellvertretender CEO von Finastra

Anfang letzten Jahres starteten der Finanzsoftwarehersteller Finastra und sieben führende Banken, unter anderem BNP Paribas, HSBC, ING, BNY Mellon und State Street, die Pilotphase für eine gemeinsame Plattform zur Kreditverwaltung mit der Distributed-Ledger-Technologie (DLT). Die Plattform ermöglicht einen Echtzeitzugang zu den Daten syndizierter Kredite. Bei dieser Kreditform gewähren mehrere Banken einem Kreditnehmer einen gemeinsamen Kredit, etwa wenn das Kreditvolumen zu hoch für eine einzelne Bank wäre, zur Vermeidung von Großkrediten oder zur Risikostreuung. Die neue Plattform auf DLT-Basis soll nun den Verwaltungsaufwand reduzieren sowie Banken auskunftsfähiger und unabhängiger vom Kreditführer machen. Wie das genau funktioniert, erläutert Simon Paris, stellvertretender CEO von Finastra, im Interview mit Krypto Magazin.

Welche Ziele verfolgen Sie und Ihre Partner mit Fusion LenderComm?

Unser Anliegen ist es, die gesamte Wertschöpfungskette der syndizierten Kredite auf ein neues Level zu heben. Die Plattform soll der führende Online-Marktplatz auf dem Konsortialkreditmarkt werden. Dies erreichen wir durch Transparenz und Effizienz sowie Kostenreduzierung für Vermittlerbanken und Kreditgeber.

Und das soll die Distributed-Ledger-Technologie bewirken?

Richtig. Mit dieser Art der Datenverarbeitung und -speicherung mit Verwaltung über ein verteiltes Kontenbuch wird es möglich, dass mehrere Nutzer von unterschiedlichen Standorten und Rechnern an einer Datenbank arbeiten. Dank der automatisierten Synchronisierung laufen sämtliche Einträge so für alle transparent zentral zusammen. Auf diesem Weg können die aktuell noch manuellen Prozesse im Konsortialkreditmarkt digitalisiert werden. Das reduziert Kosten und steigert die Effizienz. Die Plattform wird zur „Single Source of Truth“ für die gesamte Kommunikation zwischen der Vermittlerbank und den Kreditgebern.

Wie genau funktioniert das in der Praxis?

Die Kreditinformationen, die bisher einzig bei der Vermittlerbank in Kreditservice-Plattformen wie beispielsweise Finastras FusionBanking Loan IQ gespeichert waren, werden nun an eine Ledger-Plattform übertragen. Darunter befinden sich unter anderem Kreditverträge, Rückstellungen, Bilanzpositionen und detaillierte Transaktionsdaten. Kreditgeber erhalten Echtzeitzugang zu diesen Informationen und reduzieren so den Aufwand für die bisherige telefonische oder schriftliche Abstimmung mit der Vermittlerbank. Diese wiederum kümmert sich um die Bereitstellung der relevanten Daten und verantwortet die operativen Prozesse im Hintergrund. Nach Abschluss der Pilotphase soll Fusion LenderComm künftig auch Kredithandel und -abwicklung unterstützen.

Worin liegen die konkreten Vorteile für die Banken?

Fusion LenderComm reduziert Kosten und Aufwand, sowohl für Vermittlerbanken als auch für Kreditgeber. Die Vermittlerbanken verwenden aktuell 70 Prozent ihrer Zeit auf administrative Aufgaben und die Beantwortung von Anfragen der Kreditgeber. Künftig stellen sie nur noch definierte Deal-Informationen bereit und gestalten so ihr operatives Geschäft wesentlich effizienter. Sie müssen keine Zeit mehr für telefonische und schriftliche Anfragen von Kreditgebern aufwenden und reduzieren so administrative Kosten. Darüber hinaus senkt die Digitalisierung betriebliche Risiken. Kreditgeber profitieren von der erhöhten Datentransparenz und davon, dass sie dank des Self-Service-Angebots schneller auskunftsfähig sind. Zusätzlich profitieren auch sie vom geringeren Abstimmungsaufwand mit den Vermittlerbanken und von einem unveränderlichen Protokoll über alle Transaktionen über die gesamte Lebensdauer eines Vertrags.

Die Plattform erinnert sehr an die Blockchain-Technologie. Wo genau besteht die Abgrenzung zu vorhandenen Blockchain-Lösungen?

Uns geht es darum, einen Mehrwert für den Konsortialkreditmarkt zu generieren, indem wir den vorhandenen Prozess effizienter und transparenter gestalten. Die Technologie ist ein geeignetes Mittel dazu, allerdings kein Selbstzweck. Unsere DLT-Plattform basiert auf Corda von R3, die von der Blockchain beeinflusst wurde – aber sie ist eben Distributed Ledger und nicht Blockchain. Wir bieten zusätzliche Sicherheitsebenen, indem die Informationen nur mit relevanten Nutzern geteilt werden. Das unterscheidet sie von der Blockchain, in der die Daten für alle zugänglich sind. Mit unserer Lösung haben die Vermittlerbanken stets im Blick, wer Zugriff auf welche Informationen erhält.

Wann wird die Plattform auf dem Markt verfügbar sein und mit welchem Einfluss auf das Business rechnen Sie?

In den kommenden Monaten werden weitere Pilotphasen abgeschlossen und parallel erfolgen Development-Sprints, in denen einzelne Aspekte weiterentwickelt werden. Im Laufe dieses Jahres wird die Lösung dann final gelauncht. Die involvierten Banken decken bereits rund zehn Prozent des Konsortialkreditmarktes ab, sodass die Plattform schon bald einen erheblichen Einfluss auf das tägliche Geschehen haben wird. Spätestens mit dem Engagement weiterer Partner werden wir die kritische Masse für eine echte Revolution am Markt schnell erreichen. Alle Beteiligten werden von sicheren, nachvollziehbaren und effizienten Abläufen profitieren.

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Fusion LenderComm von Finastra ist ein Online-Marktplatz für die Konsortialkreditwirtschaft. Die Vermittlerbanken verwalten Kredite über ihre jeweiligen Kreditservice-Plattformen wie beispielsweise FusionBanking Loan IQ von Finastra. Diese Informationen werden in der Plattform Corda von R3, auf der Basis der Distributed-Ledger-Technologie, zusammengeführt und sind über Fusion LenderComm für die Mitwirkenden abrufbar. Die Kreditgeber können dadurch eigenständig und in Echtzeit, Informationen zu ihren Krediten einsehen sowie ihr Kreditportfolio verwalten.

Über Finastra

Finastra aktiviert das Innovationspotenzial von Menschen und Unternehmen im Finanzsektor durch seine offene Plattform für Innovation. Das Unternehmen wurde 2017 durch den Zusammenschluss von Misys und D+H gegründet und bietet das weltweit umfangreichste Finanzsoftwareportfolio. Dies umfasst Lösungen für die Geschäftsbereiche Retail und Corporate Banking, Transaction Banking, Kredit sowie Treasury und Capital Markets. Mithilfe der Finastra Software können Kunden geschäftskritische Technologien im eigenen Rechenzentrum oder als cloudbasierte Lösung einsetzen. Die Größe und die globale Reichweite des Unternehmens ermöglichen, dass Finastra seine Kunden effektiv betreuen kann – unabhängig von ihrer Größe oder ihrem Standort – ganz gleich ob es sich um weltweit agierende Finanzinstitute, kommunale Banken oder Kreditgenossenschaften handelt. Durch die offenen, sicheren und zuverlässigen Lösungen von Finastra können Finanzunternehmen schneller wachsen sowie Kosten und Risiken senken, um flexibel und agil die Anforderungen ihrer Endkunden zu erfüllen. 48 der 50 weltweit führenden Banken setzen die Technologie von Finastra ein. Weitere Informationen unter www.finastra.com.

Vor- und Nachteile der Revolution im Konsortialkreditmarkt

Vorteile Nachteile
Verbesserte Effizienz bei der Kreditvergabe Hohe Implementierungskosten neuer Technologien
Erhöhter Zugang zu Finanzierungen für Unternehmen Risiko technischer Fehler oder Ausfälle
Vermindertes Risiko für Kreditgeber durch Diversifizierung Verlust von Arbeitsplätzen aufgrund von Automatisierung
Transparenz zwischen allen beteiligten Parteien Mögliche Regelungsunsicherheit aufgrund neuer Technologien

Pressekontakt

PSM&W Kommunikation
Beatrice Gaczensky & Aline Stang
Clemensstraße 10
60487 Frankfurt am Main
Deutschland
Telefon: +49 69 970705-42 /-12
E-Mail: finastra@psmw.de


Häufig gestellte Fragen zu "Revolution für den Konsortialkreditmarkt"

Was ist ein Konsortialkreditmarkt?

Ein Konsortialkreditmarkt ist ein Markt, auf dem Banken zusammenarbeiten, um große Kredite zu gewähren, die sie alleine nicht stemmen könnten. Dieses Pooling von Ressourcen ermöglicht es, größere Projekte und Unternehmungen zu finanzieren.

Was bedeutet die "Revolution" im Konsortialkreditmarkt?

Mit "Revolution" im Konsortialkreditmarkt sind die radikalen Veränderungen gemeint, die durch technologische Innovationen verursacht werden. Dazu gehört u.a. die Verwendung von Künstlicher Intelligenz und Blockchain-Technologie zur Verbesserung der Effizienz und Transparenz.

Wie profitiert der Konsument von dieser Revolution?

Die Verwendung neuer Technologien kann die Kosten und den Zeitaufwand für die Kreditvergabe deutlich reduzieren. Dies kann zu niedrigeren Zinssätzen, schnellerer Kreditvergabe und höherer Kreditverfügbarkeit für die Verbraucher führen.

Wer sind die wichtigsten Akteure in der Revolution des Konsortialkreditmarktes?

Die wichtigsten Akteure sind die Banken, die Kreditgeber, die Kreditnehmer und die Technologieanbieter. Banken und Kreditgeber suchen nach Möglichkeiten, ihr Risiko zu verteilen, während Kreditnehmer nach günstigen Kreditbedingungen suchen. Technologieanbieter tragen zur Revolution bei, indem sie Lösungen anbieten, die diese Prozesse effizienter gestalten.

Könnten diese Veränderungen auch Nachteile bringen?

Ja, obwohl die Vorteile beträchtlich sind, könnten Veränderungen auch einige Nachteile mit sich bringen. Dazu gehören zum Beispiel Risiken in Bezug auf Datensicherheit und Datenschutz, die mit dem verstärkten Einsatz von Technologie einhergehen könnten.

Zusammenfassung des Artikels

hrer Kunden erfüllen zu können. Finastra und sieben weitere Banken haben eine Online Plattform für den Konsortialkreditmarkt entwickelt, die eine schnellere Abwicklung der Kredite und eine höhere Transparenz der Daten gewährleistet. Durch die Distributed Ledger Technologie wird es für die Kreditgeber möglich, schneller und einfacher auf Notwendige Informationen über die Kredite zugreifen zu können.