Datum: 17.11.2020 / 124 mal gelesen / Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten Beitrag drucken

Der Mehrwert dieses Artikels für Sie im Überblick: Sie erhalten fundierte Einblicke in die Chancen und Herausforderungen von Open Banking aus erster Hand. Erkenntnisse aus weltweit durchgeführten Studien geben Ihnen Orientierung in einer sich dynamisch entwickelnden Branche. Zudem erfahren Sie, wie kollaborative Ansätze zwischen Technologietreibenden und Regulierungsbehörden Banken, Fintechs und letztendlich den Endkunden zugutekommen können.

Einführung

Gastartikel von: Akber Jaffer, Chief Commercial Officer, Marketplaces and TEMS bei Finastra

Wann immer von Open Banking die Rede ist, geht es um mehr als nur einen technologischen Richtungswechsel. Open Banking verkörpert eine neue Denke, die neben der reinen Infrastruktur auch operative Prozesse und regulatorische Rahmenbedingungen tangiert. Umso wichtiger ist es, dass etwaige Barrieren frühzeitig erkannt und gezielt in Vorteile verwandelt werden. Die offene Zusammenarbeit zwischen klassischen Finanzdienstleistern und Fintechs schafft komplett neue Potenziale, die unter anderem dazu genutzt werden können, die Customer Experience nachhaltig zu verbessern.

Open Banking ist das zielgerichtete Zusammenwirken von Technologie und rechtlichen Vorgaben und wird die Zukunft der Finanzdienstleistungsbrache maßgeblich vorantreiben. Die Bereitschaft, das Potenzial dieser Verbindung abzuschöpfen, ist über Länder, Regionen und Kontinente hinweg groß.Wir haben Anfang des Jahres weltweit 750 Banken und Finanzinstitute um ihre Einschätzung gebeten. Die zentrale Erkenntnis: 86 Prozent der Befragten wollen bis 2021 APIs einsetzen und damit den Weg für Open Banking öffnen. Die Hälfte der Studienteilnehmer gab sogar an, dass offene Architekturen für sie ein alternativloses „Must have“ sind. Ebenso viele Finanzdienstleister sind der Überzeugung, dass Open Banking einen starken Einfluss auf das Firmenkundengeschäft haben wird. Die entscheidende Frage lautet im Moment, ob und wann die Open Banking-Philosophie ihr volles Potenzial entfalten kann. Schließlich müssen Regulationsbehörden mit der rapiden Technologieentwicklung Schritt halten, während Forschung- und Entwicklungsteams neue Mittel benötigen, um im Wettbewerb bestehen zu können.

Neue Perspektiven aufzeigen

Um kollaborative Finanzsysteme zu entwickeln und auszubauen, braucht es Aufgeschlossenheit. In wirtschaftlich ungewissen Zeiten mag es verlockend sein, wieder in alte Muster zu verfallen, indem traditionelle Finanzunternehmen und Fintechs als strikt voneinander getrennt agierende Größen betrachtet werden. Damit bleibt ein Zustand von Konkurrenz aufrechterhalten, für eine Zusammenarbeit zwischen beiden Parteien bleibt kein Raum. Diese Denkweise manifestiert sich in einer omnipräsenten Bank, die im Netz lediglich eine digitale Blaupause ihres physischen Geschäfts platziert. Oder in einem Fintechs, dessen einziges Ziel es ist, jüngeren Generationen ein besseres Kundenerlebnis zu bieten. Im Front Office, also dem direkten Kontakt zu den Kunden, könnte das zum Beispiel in Payment-Systemen oder Kontoführungslösungen für mobile Banking-Apps zum Tragen kommen.  

Das Problem besteht vor allem darin, dass eine digitalisierte Bank nicht mit einer digitalen Bank gleichzusetzen ist. Web-basierte oder mobile Dialogschnittstellen sind der Customer Experience wenig zuträglich, wenn die Systeme im Hintergrund nicht genauso gut arbeiten. Deshalb ist die Zusammenarbeit mit Fintechs für das Backoffice so wichtig. System-Upgrades können deutlich schneller auf den Weg gebracht werden. Zudem kann die Integration von Front- und Backoffice effizienter gestaltet werden, wenn Banken und Fintechs sich zusammentun, um ein reibungsloses und zuverlässiges Kundenerlebnis zu schaffen. 

Möglich ist diese Zusammenarbeit durch eine offene Plattform, welche die Anbindung Dritter ermöglicht. In einem offenen, plattformbasierten Ökosystem können Financial Services-Apps branchenweit gemeinsam entwickelt und bereitgestellt werden. Ein wichtiger Katalysator, um die Vorteile von Open Banking voll ausschöpfen zu können.

Gesetzliche Vorschriften – Hilfe oder Hindernis? 

Rund die Hälfte der Unternehmen, die wir in unserer Studie befragt haben, sind davon überzeugt, dass die Vorgaben der Regulierungsbehörden die Innovationsfreude bremsen. 48 Prozent gaben an, dass die Regulierungen zu eng gefasst sind („regulation is too tight“). Das sind 10 Prozent mehr als in 2019. 

Der gleiche Anteil ist zudem der Auffassung, dass weder Regierungen noch die Branche an sich genug dafür tun, Innovationen voranzutreiben. Bezeichnender Weise würden es über 80 Prozent der befragten Finanzunternehmen begrüßen, wenn die rechtlichen Vorgaben für Fintech-Entwicklungen über unterschiedliche Regionen hinweg harmonisiert werden würden. Erfreulicher Weise gibt es gerade hier positive Tendenzen. So unterzeichnete beispielsweise die New Yorker Finanzbehörde (New York State Department of Financial Services – NYDFS) gemeinsam mit der französischen Bankenaufsicht (Autorité de Contrôle Prudentiel et de Résolution – ACPR) ein so genanntes „Memorandum of Unterstanding“, das eine engere Zusammenarbeit von Fintechs innerhalb beider Rechtsräume ermöglichen soll. Es ist die erste US-amerikanische Regulierungsbehörde, die eine derartige Vereinbarung mit ihren europäischen Kollegen auf den Weg gebracht hat. Für Unternehmen, die auf beiden Märkten aktiv sein und grenzübergreifende Fintech-Dienstleistungen bereitstellen wollen, mündet die internationale Kooperation vor allem in der Herabsetzung regulatorischer Hürden. Ein weiteres, aktuelles Beispiel für den Willen, neuen Technologien gegenüber Offenheit zu beweisen, bietet die Saudi-Arabische Finanzbehörde (Saudi Arabian Monetary Authority – SAMA). SAMA nutzte Blockchain-Technologien, um die Liquidität seines Finanzmarkts zu gewährleisten. 

Wenn sich die gesetzlichen Vorgaben zugunsten von Innovationen entwickeln können, wie steht es dann um die Zukunft der Research & Development-Abteilungen?

Forschung, Entwicklung und das technologische Erbe

Forschung, Entwicklung und das technologische Erbe

Im Zuge unserer Untersuchungen hat sich herauskristallisiert, dass die Kosten für die Entwicklung und Integration von Fintech-Lösungen für Finanzdienstleister weltweit ein großes Thema sind. In den USA und Hongkong sind es 55, in Singapur 51 und in den Arabischen Emiraten 46 Prozent der befragten Unternehmen, die bei diesem Gesichtspunkt Bedenken einräumen. Vor dem Hintergrund der recht turbulenten wirtschaftlichen Lage, in der wir uns derzeit befinden, bestehen hier für viele Unternehmen sicherlich Herausforderungen.  

Trotz dieser Rahmenbedingungen braucht Open Banking kontinuierliche Investitionen. Ein massiver Hemmschuh auf dem Weg zu einer offenen Finanz-IT sind die traditionellen Systeme: Einer Studie von Tink zufolge sieht ein Drittel der Befragten genau hier die zentrale Herausforderung. Das deckt sich mit unseren Untersuchungsergebnissen, nach denen einer von fünf Befragten angab, dass die bestehenden IT-Systeme nicht länger den Anforderungen des alltäglichen Betriebs gerecht würden („our current IT systems are no longer fit for purpose“). 

Wenn sich die Kollegen aus dem R&D-Team für ein Plattform-basiertes Konzept entscheiden, muss zugleich die Bereitschaft bestehen, bestehende Systeme zu modernisieren und neue Technologien einzubinden. Diesem Aspekt wird mit dem Inkrafttreten des UNIFI-Standards ISO 20022 (UNIversal Financial Industry message scheme) verstärkt Bedeutung zukommen – besonders dann, wenn synchronisierte, digitale Nachrichtenprozesse mit analogen Systemen, wie sie in vielen traditionellen Instituten noch existieren, interagieren. Eine der größten Herausforderungen in Verbindung mit ISO 20022 besteht darin, dass Banken ihre operativen Geschäftsprozesse auf den Prüfstand stellen müssen, um asynchrones Messaging zu ermöglichen. In diesem Szenario werden Plattform-basierte Partnerschaften mit Fintechs quasi unverzichtbar sein.

Während Open Banking den Payment-Sektor um neue Technologien und die Einbindung von Drittanbietern bereichert, müssen die Regulierungsorgane weiter Reformen vorantreiben, um die Stabilität der operativen Systeme sicherzustellen. Ein Umstand, der auch von der europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA und der deutschen BaFin ausgiebig betrachtet wurde.  

Finanzbranche muss am Ball bleiben

Nach Angaben der Innovative Finance Foundation hat der britische Finanzsektor in 2019 eine Rekordsumme von 4,9 Milliarden US-Dollar an Venture Capital(VC)-Investitionen eingefahren und damit die 3,6 Milliarden aus dem Vorjahr deutlich übertroffen. Diese Zahlen mögen eine Momentaufnahme und einen kurzfristigen Effekt darstellen, der sich nicht weiter fortsetzen wird – gerade deshalb sollte die Branche allerdings weiter in Forschung und Entwicklung investieren und darüber hinaus die Regulierungsbehörden dazu ermutigen, den Weg für Innovationen zu ebnen. 

Alles in Allem gaben in unserer Befragung 41 Prozent der globalen Banken an, dass sie sich immer noch in einer frühen Phase der Transformation befinden („still in the early stages of adoption“). Aus diesem Grund sei es noch schwierig, den Einfluss von Open Banking auf ihr Geschäft zu messen. Unsere Untersuchung ergab allerdings auch, dass Verbesserungen der Customer Experience zugleich die Akzeptanz und Einbindung von APIs beschleunigt. Das war insbesondere in den USA mit 45, in Honkong mit 42 und Frankreich mit 36 Prozent der Fall. 

Ein fortlaufende, granulare Nachregulierung der rechtlichen Rahmenbedingungen wird sehr wichtig sein, um mit der hohen Taktung der technologischen Entwicklung Schritt halten zu können. Gleiches gilt für fortlaufende Investitionen, um Altsysteme zu modernisieren und auf lange Sicht zu ersetzen. Moderne Plattformarchitekturen und neuen Kollaborationsmodelle haben sich zu kritischen Größen für zukunftssichere Geschäftsstrategien entwickelt: Sie bringen unterschiedliche Anbieter, Technologien und ausgereifte Analyseinstrumente zusammen und treiben so Innovationen voran. Diese Prozesse müssen startklar sein, damit Open Banking-Architekturen ihr volles Potenzial entfalten können.  


Häufig gestellte Fragen zu "Barrieren oder stilles Potenzial: Herausforderungen im Open Banking"

Häufig gestellte Fragen zu

Was ist Open Banking?

Open Banking ist ein System, das Benutzern einen Netzwerkzugang zu ihren Bankkontoinformationen über Anwendungsprogrammierschnittstellen (APIs) ermöglicht. Es gilt als eine Revolution im Bankensektor, die Bankprodukte und -dienstleistungen offener und zugänglicher macht.

Was sind die Herausforderungen im Open Banking?

Herausforderungen im Open Banking können Datenschutzbedenken, technologische Barrieren wie die Implementierung und Wartung von APIs sowie regulatorische und Compliance-Fragen sein.

Wie können diese Herausforderungen überwunden werden?

Die Überwindung dieser Herausforderungen erfordert starke Sicherheitsmaßnahmen, technologische Innovationen und Klarheit in rechtlichen Fragen. Darüber hinaus ist die Zusammenarbeit zwischen Banken, Technologieunternehmen und Regulierungsbehörden von entscheidender Bedeutung.

Was ist das Potenzial von Open Banking?

Open Banking hat das Potenzial, Kunden ein besseres Banking-Erlebnis zu bieten, indem es einen einfachen Zugang zu Finanzinformationen und personalisierten Diensten ermöglicht. Es kann auch finanzielle Inklusion fördern und neue Geschäftsmöglichkeiten für Banken und Fintechs offenbaren.

Wie wirkt sich Open Banking auf die Banken aus?

Open Banking kann für Banken sowohl Herausforderungen als auch Möglichkeiten darstellen. Es kann neue Wettbewerber auf den Markt bringen, erfordert jedoch auch Innovation und Verbesserung der Kundendienste von den Banken.

Zusammenfassung des Artikels

stackSchichten zu implementieren. Gezielt katalysierte Investitionen in relevante digitale Systeme eröffnen den betreffenden Unternehmen zudem deutliche Vorteile. Eine Umstellung kann den Grad der Automatisierung bis hin zur Integration beschleunigen und so mittel- und langfristig Kosten einsparen. Zudem führt es zu einem größeren technologischen Erbe, das auch für nachfolgende Projekte die Weiterentwicklung komplexerer Systeme ermöglicht. Open Banking verknüpft Technologie und Regulierung miteinander, um eine enge Zusammenarbeit zwischen Finanzinstituten und Fintechs zu ermöglichen und innovative Finanzdienstleistungen zugänglich zu machen. Die Regulationsbehörden bemühen sich, die Innovationsfreude anzukurbeln, aber es ist noch viel zu tun.

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